Der irakische Schriftsteller Abbas Khudher, der in Deutschland lebt, hat den Berliner Literaturpreis 2025 für seinen Roman „Der Palast der Elenden“ gewonnen, der eine Periode der irakischen Geschichte während der Jahre der Wirtschaftssanktionen behandelt. Khudher erhielt den Preis, der mit 30.000 Euro dotiert ist, in einer Feier, die in der Roten Stadthalle stattfand, im Beisein des Berliner Bürgermeisters, des Präsidenten des Stadtrats und zahlreicher prominenter Persönlichkeiten aus der literarischen Szene.
In seinen Werken erzählt Khudher von persönlichen und kollektiven Erfahrungen, die er gemacht hat, bevor er gezwungen war, den Irak nach Folterungen im Gefängnis des Saddam-Hussein-Regimes zu verlassen. Nach einer beschwerlichen Reise über Jordanien und Libyen ließ er sich in Deutschland nieder, wo er seine Schulausbildung fortsetzte und seine literarische Karriere auf Deutsch begann. Khudher hat eine tiefe Bindung zu dieser Sprache, die durch seine Lebensumstände entstand. In einem früheren Interview erklärte er: „Es war eine sehr schmerzliche Geschichte“, und sprach von dem Verlust seiner Schwester und ihrer drei Kinder bei einem Bombenanschlag 2007: „Ich hörte für lange Zeit auf, Arabisch zu sprechen und fand meine Sprache erst wieder auf Deutsch, die mir den nötigen Abstand gab, mich auszudrücken.“
Die Jury lobte seinen Werdegang und sagte: „Abbas Khudher bietet eine einzigartige Perspektive auf Deutschland aus der Sicht eines Schriftstellers, der durch die Umstände gezwungen wurde, sich der Welt zu öffnen. Gefängnis, Flucht, Asyl und die Herausforderungen der Integration in eine neue Gesellschaft waren zentrale Themen in seinen Arbeiten, beginnend mit seinem ersten Roman ‚Der falsche Mensch‘ im Jahr 2008.“ Weiter hieß es: „Seine Bücher behandeln das Leben unter autoritären Regimen und stellen eine bedeutende Wendung in der zeitgenössischen deutschen Literatur dar, da sie vom Rand der ‚Gastarbeiterliteratur‘ und ‚Migrationsliteratur‘ ins Zentrum der innovativen literarischen Kreativität übergegangen sind.“
Khudher kommentierte seine Auszeichnung mit den Worten: „In Momenten der Erschöpfung und Verzweiflung wählte ich die Isolation, nicht aus Angst vor Extremisten oder Enttäuschung über die Demokratie, sondern um meine Gedanken neu zu ordnen. Dieser Preis ist eine große moralische Unterstützung, die mir Vertrauen in einer Welt gibt, die von Konflikten geprägt ist.“ Von seiner Seite sagte E. Wiegner, Vorsitzender des Stiftungsrats und Bürgermeister von Berlin: „Gefängnisse und Exil prägten Khudhers Leben. Er kam 2000 nach Deutschland, nachdem er aus dem Irak geflüchtet war, und einige Jahre später veröffentlichte er Werke, die weithin Anerkennung fanden.“ Weiter fügte er hinzu: „Heute ehren wir einen Schriftsteller, der in Berlin lebt und uns Deutschland aus den Augen eines Flüchtlings zeigt, was unsere Gesellschaft und Literatur bereichert.“
Der Preis, der von der Stiftung „Tourismuspflege“ verliehen wird, steht auch im Zusammenhang mit Khudhers Ernennung zum Gastprofessor am Lehrstuhl für Lyrik an der Freien Universität Berlin. Der Präsident der Universität, Dr. Günter Ziegler, begrüßte den Schriftsteller mit den Worten: „Seine außergewöhnliche Sicht auf soziale und globale Kontexte sowie sein tiefes Verständnis für die Komplexität des Lebens verleihen der deutschen und weltweiten Literatur eine besondere Dimension. Sein bemerkenswertes Talent lässt seine Werke erstrahlen, und wir freuen uns auf eine inspirierende Zusammenarbeit mit ihm und unseren Studierenden.“
Dr. Hans Hansen, Vorsitzender der Stiftung für Umweltschutz, gratulierte dem Gewinner und sagte: „Literatur öffnet uns Türen zu Glück und Hoffnung, spiegelt aber auch die Schmerzen und Turbulenzen des menschlichen Daseins wider. Mit Khudher feiern wir einen Schriftsteller, der die Reise von Flucht und Asyl mit Empathie und Leichtigkeit darstellt und uns dazu einlädt, die Welt aus neuen Perspektiven zu sehen.“ Er schloss: „Heute ehren wir ein literarisches Talent, das unsere Vorstellungen herausfordert und uns dazu anregt, über die Erfahrungen anderer nachzudenken.“