Die Golfregion erlebt einen rasanten Aufschwung im Bereich der privaten Infrastrukturinvestitionen und zieht zunehmend globale Aufmerksamkeit auf sich – dank attraktiver Renditen, wirtschaftlicher Stabilität und klarer Governance-Strukturen. Dies geschieht in einer Zeit, in der sich das Interesse verstärkt auf langfristige Investitionen richtet, insbesondere angesichts der weltweiten Marktvolatilität, die unter anderem durch US-Zölle ausgelöst wird, wie ein Bericht der Plattform „Zawya“ zeigt.
Laut dem britischen Infrastrukturfonds-Manager Ancala ist der Anteil privater Infrastrukturinvestitionen in Portfolios von 1,4 % im Jahr 2004 auf 10,1 % im Jahr 2024 gestiegen. Dies wird darauf zurückgeführt, dass zunehmend auch vermögende Einzelpersonen und Familien auf diese Anlageform setzen, um sich gegen Marktschwankungen abzusichern – ein Bereich, der früher fast ausschließlich institutionellen Investoren vorbehalten war.
Sami Al-Nafati, geschäftsführender Partner für Infrastruktur bei der bahrainischen Investmentgesellschaft Investcorp, erklärte, dass sich die Investitionschancen in der Region auf Billionen von US-Dollar belaufen könnten. Die Bemühungen um eine Diversifizierung der Einkommensquellen abseits des Öls trügen zur Anziehung globaler Expertise und zur Verbesserung der Transparenz bei.
Er wies darauf hin, dass Infrastrukturinvestitionen längst nicht mehr nur auf klassische Versorgungs- und Verkehrseinrichtungen beschränkt seien, sondern inzwischen auch Sektoren wie Bildung, Gesundheitswesen, Digitalisierung und den Übergang zu sauberer Energie sowie künftige „grüne“ Projekte umfassen.
Al-Nafati erläuterte, dass die Renditen je nach Projekttyp unterschiedlich ausfielen: Bestehende Projekte (Brownfield) böten etwa 9 % Rendite, während neue Projekte (Greenfield), die Planung, Finanzierung und Bau erfordern, Renditen zwischen 11 % und 12 % erzielen könnten. Besonders deutlich werde dies am zunehmenden Engagement des Privatsektors bei Großprojekten in Saudi-Arabien.
Bilal Belhad, Berater für Private Markets bei der Union Bancaire Privée (UBP), ergänzte, dass sich die Renditen in den GCC-Staaten zwischen 9 % und 13 % bewegten – deutlich höher als in Europa oder den USA, wo diese lediglich 6 % bis 7 % betragen. Zudem verringere die Bindung der lokalen Währungen an den US-Dollar die Risiken bei Investitionen in Schwellenländern.
Belhad betonte, dass sich die Golfstaaten aufgrund ihrer wirtschaftlichen, politischen und strukturellen Stabilität zu einem globalen sicheren Hafen entwickelt hätten – was sie zu bevorzugten Zielen für Kapitalflüsse aus den Vereinigten Staaten mache.
Ankur Ajemra, Partner bei Ancala, erklärte abschließend, dass das Interesse von Investoren aus der Golfregion am Markt für mittelgroße Infrastrukturprojekte wachse. Dieser biete große Chancen zur Wertschöpfung bei gleichzeitigem Risikoschutz. Einige Staatsfonds begännen bereits, Strategien zur Erschließung dieses Sektors zu entwickeln.