Leila Benali, Marokkos Ministerin für Energiewende und nachhaltige Entwicklung, erklärte, dass ihr Land in den nächsten fünf Jahren Investitionen von mehr als 40 Milliarden US-Dollar benötige, um die Ziele der nationalen Energiestrategie umzusetzen und den Anteil erneuerbarer Energien an der nationalen Stromerzeugung zu erhöhen.
In einem Interview am Rande des OPEC-Seminars in der österreichischen Hauptstadt Wien erläuterte die Ministerin, dass sich diese Investitionen auf mehr als 20 Milliarden US-Dollar für Projekte im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz sowie auf einen ähnlichen Betrag für Stromverbindungsprojekte zwischen Afrika und Europa verteilen würden. Dies stehe im Einklang mit Marokkos Ziel, sich zu einem regionalen Zentrum für saubere Energie zu entwickeln.
Benali betonte, dass der Anteil erneuerbarer Energien am marokkanischen Stromnetz derzeit über 45 % liege und das Land auf gutem Weg sei, das für 2030 gesetzte Ziel von 52 % zu erreichen. Sie unterstrich jedoch die Notwendigkeit, Projekte für Batteriespeicher zu beschleunigen, um die Integration größerer Mengen erneuerbarer Energien ins Netz zu ermöglichen, und hob die Bedeutung von Erdgas im zukünftigen Energiemix hervor.
Hinsichtlich der Stromerzeugungskapazität erklärte die Ministerin, dass Marokko plane, diese bis 2030 auf 27 Gigawatt mehr als zu verdoppeln, verglichen mit derzeit 12 Gigawatt, mit Investitionen von rund 13 Milliarden US-Dollar. Dabei sollen 80 % dieses Zuwachses aus erneuerbaren Energiequellen stammen.
Benali sprach zudem über das marokkanisch-nigerianische Gaspipeline-Projekt und bestätigte, dass die Arbeiten in Abstimmung mit Nigeria an diesem Großprojekt mit Kosten von über 20 Milliarden US-Dollar voranschreiten, was zur Stärkung der Gasinfrastruktur Marokkos beitrage. Sie kündigte außerdem eine Investition von 6 Milliarden US-Dollar an, die Ende Juli bekanntgegeben werden soll. Diese Investition zielt darauf ab, den Hafen Nador im Norden Marokkos mit der Stadt Dakhla im Süden zu verbinden – die erste Phase der Pipeline, die später nach Mauretanien und Senegal verlängert werden soll.
Die marokkanisch-nigerianische Gaspipeline soll voraussichtlich täglich rund 3 Milliarden Kubikfuß Erdgas transportieren und dabei elf westafrikanische Küstenländer durchqueren, bevor sie Europa über die Maghreb-Europa-Pipeline erreicht. Laut der Ministerin haben nichtstaatliche Infrastruktur- und Investmentfonds Interesse an dem Projekt gezeigt, da es stabile Renditen von über 10 % verspricht.
Ein aktueller Bericht weist zudem darauf hin, dass Marokko vorläufig sechs große Wasserstoffprojekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 32,6 Milliarden US-Dollar ausgewählt hat. Diese Projekte sind Teil des ehrgeizigen Plans des Landes, 4 % des weltweiten Bedarfs an grünem Wasserstoff zu decken. Internationale Konsortien aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA, China, Deutschland und Spanien sind daran beteiligt und planen die Produktion von grünem Ammoniak, synthetischen Kraftstoffen und grünem Stahl. Dabei nutzt Marokko seine reichlichen Solar- und Windressourcen sowie sein Netzwerk von Seehäfen.
Das Königreich strebt an, Projekte im Bereich grüner Wasserstoff und seiner Derivate mit einem potenziellen Gesamtwert von bis zu 300 Milliarden US-Dollar anzuziehen, um seine regionale und internationale Position als führendes Zentrum für saubere Energie in den kommenden Jahrzehnten zu festigen.