Die sudanesische Regierung unter Premierminister Kamil Idris hat ein Paket dringender Maßnahmen beschlossen, um den akuten wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Im Mittelpunkt steht dabei die Eindämmung des drastischen Wertverfalls des sudanesischen Pfunds sowie die Bekämpfung des Goldschmuggels, der eine der wichtigsten Devisenquellen des Landes darstellt.
Die Beschlüsse, die vom „Wirtschaftlichen Notstandskomitee“ unter Leitung des Premierministers verabschiedet wurden, konzentrieren sich auf mehrere Kernpunkte. Dazu gehört die Stärkung der Kontrolle über Import- und Exportgeschäfte, die Bekämpfung des Schmuggels sowie die strikte Regulierung des Goldsektors. Eine der zentralen Maßnahmen ist die Beschränkung von Ankauf, Vermarktung und Export von Gold auf eine staatliche Stelle. Zudem soll eine nationale digitale Plattform zur Überwachung des Warenverkehrs geschaffen und die Import- und Exportpolitik überprüft werden, um deren reibungslosen Ablauf sowie die Sicherung der Devisenerträge zu gewährleisten.
Die Entscheidungen – insbesondere die staatliche Monopolisierung des Goldexports – stießen auf gemischte Reaktionen von Fachleuten und betroffenen Branchen. Die Goldhändlerkammer des Bundesstaates Khartum begrüßte die Beschlüsse. Ihr Vorsitzender, Khalid al-Khanjar Tibidi, bezeichnete sie als einen „wichtigen Schritt“, der es dem Staat ermögliche, die Kontrolle über diese lebenswichtige Ressource zu erlangen. Allerdings knüpfte er den Erfolg an die Voraussetzung, dass die Händler zu international wettbewerbsfähigen Preisen verkaufen können, um Schmuggelkanäle zu schließen.
Professor Kamal Ahmed Yousif, Dekan der Graduiertenschule der Universität al-Nilain, erklärte, die Entscheidungen seien „gut, benötigen jedoch einen starken Durchsetzungsmechanismus“. Er betonte die Bedeutung strenger Bankverfahren bei Import- und Exporttransaktionen als entscheidenden Faktor für die Stabilisierung des Devisenmarktes. Zudem rief er zu einer umfassenden Regulierung des Goldsektors auf – von der Förderung bis zum Export – und zur Eindämmung des informellen Bergbaus, der laut Angaben des Ministeriums für Bergbau rund 80 % des sudanesischen Goldes liefert.
Demgegenüber äußerte sich der ehemalige Direktor der sudanesischen Mineral Resources Company, Mubarak Ardol, äußerst kritisch. Er vertrat die Ansicht, dass das staatliche Monopol über den Goldexport „den freien und fairen Wettbewerb zerstört“ und sich negativ auf den Privatsektor auswirkt. Ardol erinnerte daran, dass eine ähnliche Monopolpolitik bereits in der Vergangenheit gescheitert sei. Er warnte davor, dass die Produzenten (Privatsektor) gezwungen würden, an den Staat zu einem von diesem festgelegten Preis zu verkaufen, was zu einem Rückgang der offiziellen Einnahmen führen könne. Stattdessen schlug er ein Modell „integrierter Partnerschaften“ zwischen öffentlichem und privatem Sektor vor.
Die Bekanntgabe der Maßnahmen erfolgt vor dem Hintergrund einer schweren Wirtschaftskrise im Sudan. Bereits zuvor hatte der Generaldirektor der sudanesischen Mineral Resources Company, Mohammed Tahir Omar, erklärt, dass etwa 48 % der Goldexporte über inoffizielle Kanäle am Staat vorbeifließen. Dies entziehe dem Staatshaushalt erhebliche Einnahmen und vergrößere das Defizit auf dem Devisenmarkt.
Während die Regierung mit diesem Maßnahmenpaket die Stabilisierung des Wechselkurses und die Kontrolle des Außenhandels anstrebt, hängt der Erfolg letztlich von der Effizienz des Durchsetzungsmechanismus sowie von der Fähigkeit ab, die bestehenden Komplexitäten zu bewältigen und ein Gleichgewicht zwischen staatlicher Rolle und Förderung des Privatsektors herzustellen.